Wettbewerb Wohnquartier Eichenau

Städtebau 

Im Rahmen des Projektes „Kostengünstiger Wohnungsbau“ entstand am nördlichen Ortsrand von Eichenau in heterogener Umgebung ein eigenständiges Wohngebiet. Die nördlich verlaufende stark befahrene Bahntrasse sowie die westlich tangierende Staatsstrasse führen zu erheblichen Schallemissionen. Somit spielte der Schallschutz neben der Wirtschaftlichkeit und der Erfüllung zeitgemäßer ökologischer Anforderungen eine wesentliche Rolle. Die städtebauliche Grunddisposition ermöglicht einen optimalen baulichen Schallschutz bei gleichzeitig hoher Wohnqualität. Die aufgelockerte Zeilen- bzw. Hofstruktur reagiert in Ihrer Ausrichtung auf Lärm und Emission und orientiert sich mit den Aufenthaltsbereichen jeweils zu Grünflächen und Sonne. Die Reihenhäuser bilden den südlichen Teil und schließen an die bestehende Einzelhausbebauung an. Nördlich davon ist die eigentliche Lärmschutzbebauung in Form von drei nach Süden sich öffnenden Wohnhöfen situiert. Eine grüne Quartiersmitte liegt als verbindendes Element zwischen den Siedlungsteilen. Zugunsten einer hohen Wohnqualität ist die gesamte Bebauung verkehrsfrei konzipiert. Alle Stellplätze sind am Rand in Ergänzung der bestehenden Parkpalette vorgesehen. Die beiden sich ergänzenden Bauteile beherbergen Reihenhäuser im Kaufeigentum sowie Mietwohnungen. Reihenhäuser wie Wohnbauten haben trotz individueller Ausbildung eine gemeinsame architektonische Grundhaltung. 

Architektonische Konzeption Reihenhäuser

Die vorgeschlagene Baustruktur stellt hinsichtlich Haustyp und Grundrißstruktur eine interessante Alternative zu den herkömmlichen Reihenhaustypen dar. Breit angelegte Grundrisse, mit minimalen Haustiefen, ermöglichen sonnige Zimmer und gut nutzbare Gärten. Die meisten Wohn- und Aufenthaltsräume sind konsequent südorientiert. Große Öffnungen dienen dem solaren Energiegewinn und großzügiger Belichtung. Die Nebenraumzone, mit minimaler Befensterung zur Reduzierung der Energieverluste, liegt auf der Nordseite. Die zonierte Grundrißstruktur, mit konsequenter Südorientierung, ermöglicht in Verbindung mit der Niedrigenergiebauweise eine sehr günstige Energiebilanz. Die Tragstruktur des Gebäudes ist auf eine möglichst flexible Raumanordnung ausgerichtet. Sämtliche quer zur Längsachse stehenden Innenwände sind nichttragend und somit den individuellen Wünschen folgend in der Anordnung frei wählbar. Die Haustypologie reicht vom 3-Zimmer Starterhaus über ein 4-Zimmer Basishaus bis hin zum 3-geschossigen 5-Zimmer Stadthaus mit Dachterrasse. Beim 4-Zimmerhaus kann hinsichtlich einer flexilen Nutzung optional ein zusätzliches Zimmer im Ergeschoss abgetrennt werden. Bereits innerhalb einer Hausgruppe läßt sich so ein breites Spektrum verschiedener Bewohnerstrukturen erreichen. Durch die zonierte Flächenaufteilung von Grünanger, Wohnweg, nördlichem Erschliessungs- hof und südlichem Gartenhof entsteht ein qualitativ hochwertiges Außenraumgefüge unterschiedlicher Nutzbarkeit. Dieser Effekt verstärkt sich noch durch die auf Grund des hohen Grundwasserstandes angehobenen Gebäude mit südlichen Freibereichen

Architektonische Konzeption Mehrfamilienhäuser 

Die Geschoßwohnungen sind in idenditätsstiftenden gemeinschaftlichen 3-geschossigen Wohnhöfen organisiert. Konsequente Schallschutzgrundrisse ermöglichen in Verbindung mit einer diesbezüglich geschickten städtebaulichen Konzeption geschützte Wohnsituationen und Freiflächen. Aufwändige technische Schallschutzmaßnahmen konnten somit vermieden werden. Die jeweils auf der Außenseite der Gebäude angeordneten Nebenräume bilden mit den Treppenhäusern einen durchgehenden Schall- und Klimapuffer. Sämtliche Aufenthalts- und Wohnräume sind konsequent zu den ruhigen und geschützten Innenhöfen orientiert. Zur Vermeidung unerwünschter Störungen der Privatheit wurden die Freisitze als Loggien konzipiert. Die hier jeweils ausgebildete Belichtung mittels Übereckverglasung ermöglicht vor allem den in der Innenecke der Höfe angeordneten Zimmern ungestörten Ausblick. Das Wohnungsangebot reicht von der 2-Zimmer- bis zur großzügigen 6-Zimmerwohnung. Gegenüberliegende Treppenhäuser sind in Verbindung mit dem nordseitigen Schallabschluß auf jeder Etage mit einem Steg verbunden. Somit können bei einer optionalen Nachrüstung mit einem Aufzug bis zu 12 barrierefrei erschlossene Wohnungen je Hof entstehen. Die zwischen den Höfen ausgebildeten steinernen "Gassen" stehen in Kontrast zu den weiten grünen Innenhöfen. So ergeben sich Bereiche die ein soziales Miteinander fördern, aber auch Raum für ungestörte Privatheit bieten.

Ökologische Aspekte / Haustechnik

Sämtliche Gebäude sind über eine gemeinsames Heizwerk mittels Nahwärmeversorgungsleitungen angebunden. Reihenhäuser und Wohnungen wurden einheitlich in hochwärmegedämmter Massivbauweise errichtet. Zur Verbesserung der Lufthygiene bzw. zur Vermeidung von Feuchteschäden wurden einfache Lüftungsanlagen realisiert. In Verbindung mit der beschriebenen Bauweise ist die angestrebte Niedrigenergieklassifizierung gut erreicht worden.

Bauweise/Ausstattung

Entsprechend der Haustypologie, mit tragenden Außen- und Mittelwänden wurde bei den Reihenhäusern eine Massivbauweise angestrebt. Das elementierte additive Grundrißschema ist dabei Grundlage für eine typisierte Gebäudekonstruktion. Die Systembauweise mit Betonfertigteilen für Innenwände und Decken ermöglicht minimierte Wanddicken bei maximaler Wohnflächenausnutzung und ist Grundlage für die typisierte Gebäudekonstruktion. Sämtliche Dachterrassen und Gartentrennwände sind als homogene durchgefärbte Betonfertigteile in einem Stück ausgeführt. Die Nebengebäude und einheitlichen Gartenschuppen aus Holz konnten ebenso vorgefertigt werden. Bei den Wohnbauten wurde von Bauherrenseite einer konventionellen Massivbauweise der Vorzug gegeben.

Grundriss

Fakten

Standort Oskar-Maria-Graf-Weg 12, 82223 Eichenau
Typologie Wohnquartier, Neubau Reihen- und Doppelhäuser
Gebäude CONCEPT Bau, München
Bauherr family office
Wettbewerb 1. Preis, 1998
Status fertiggestellt 2002
Wohnfläche 4015 m2
BRI 21379 m3
BGF 4818 m2
Einheiten 36 WE
Bauweise Beton, Massivbau, WDVS
Energiekonzept Zentrales BHKW, Nahwärmeversorgung
Wettbewerb GAP, München
Planung GAP, München
Bauleitung GAP, München
Freiflächen landschaftsentwicklung kroitzsch, Gröbenzell
TGA-Planung Teuber+Viel, München
Statik Generalunternehmer
Fotografie Kaunat, München
Veröffentlichung kostengünstig bauen, dva verlag 2005 · "architekturführer bayern" · braun verl. 2005 · "reihenhäuser" dva verlag 2004 · "kostengünstig bauen", IRB verlag 5/2004 · "Ipros", innovative Städtebauprojekte 2004 · "architektouren 2002" bay. arch.kammer · "architekturjahrbuch bayern", callwey 2002 · "belobigung" 5. unipor-architekturpreis 2002 · "wohnmodelle bayern", callwey verlag 1999 · "wettbewerbe aktuell" 6/1995 + 2/2004

Fakten

Standort Karl-Valentin-Weg 3, 82223 Eichenau
Typologie Wohnquartier, Neubau Mehrfamilienhäuser
Gebäude Stadi Bau, München
Bauherr family office
Wettbewerb 1. Preis, 1998
Status fertiggestellt 2003
Wohnfläche 5038 m2
BRI 27862 m3
BGF 6046 m2
Einheiten 60 WE
Bauweise Beton, Massivbau, WDVS
Energiekonzept Zentrales BHKW, Nahwärme
Wettbewerb GAP, München
Planung GAP, München
Freiflächen landschaftsentwicklung kroitzsch, Gröbenzell
Fotografie Kaunat, München
Veröffentlichung architekturführer bayern, braun verl. 2005 · "architektouren 2004" bay. arch.kammer · "Ipros", innovative Städtebauprojekte 2004 · "wettbewerbe aktuell" 6/1995 + 2/2004