Wohnquartier Amberg I

Wohnquartier

Im Rahmen der Konversion der Ritter-von Moehl-Kaserne in Amberg ist auf einem Teilbereich des Kasernengeländes ein eigenständiges kleines Wohnquartier mit individuellem Charakter entstanden. Nahe dem St. Sebastians Kirchlein, wurden Reihenhäuser in innovativer, kosten- und flächensparender Bauweise erstellt. Das Projekt ist von der Obersten Baubehörde der Regierung von Oberbayern im Modellvorhaben „Das bezahlbare eigene Haus“ gefördert worden. Ausgehend von der südlich gelegenen Erschliessungsstrasse entwickelt sich ein schlüssiges Konzept aus zwei parallelen südorientierten Bebauungsstrukturen. In Quartiersmitte ist ein Grünanger mit Obstwiese und Spielmöglichkeiten angeordnet. Geparkt wird beidseits am Rand in Carports bzw. unter Bäumen. Der Innenbereich ist somit vollkommen autofrei und ideal zum Spielen und Kommunizieren angelegt. Die dreidimensional ausgeprägte Bebauungsstruktur, aus zweigeschossigen Zeilen mit alternierenden Turmhäusern, ermöglicht eine hohe Verdichtung bei gleichzeitig ausreichender Privatheit. Die dreigeschossig ausgebildeten Turmhäuser stehen städtebaulich markant im Bereich der südlichen Zufahrtsituation bzw. am Übergang zur nördlich anschliessenden öffentlichen Grünfläche. Durch die zonierte Flächenaufteilung von Grünanger, Wohnweg, nördlichem Erschliessungshof und südlichem Gartenhof entsteht ein qualitativ hochwertiges Aussenraumgefüge unterschiedlicher Nutzbarkeit. Die zentral gelegene grüne Quartiersmitte schafft Platz zum Spielen und Erholen im direkten Wohnumfeld. Die großzügigen südlichen Hausgärten ermöglichen individuelle Nutzungen und Privatheit. Die autofreien Wohnwege und nördlichen Erschliessungshöfe mit Eingangsvorbauten erzeugen vielfältige nachbarschaftliche Beziehungen und weitere Spielmöglichkeiten auf festem Belag.

Haustypologie

Die vorgeschlagene Baustruktur stellt, hinsichtlich Haustyp und Grundrißstruktur, eine interessante Alternative zu den herkömmlichen Reihenhaustypen dar. Breit angelegte Grundrisse, mit minimalen Haustiefen, ermöglichen sonnige Zimmer und gut nutzbare Gärten. Alle  Wohn- und Aufenthaltsräume mit Küchen sind konsequent südorientiert. Große Öffnungen, mit temporär zu schliessenden Klappläden für Sonnen- und winterlichen Wärmeschutz, dienen dem solaren Energiegewinn und großzügiger Belichtung. Die Nebenraumzone, mit minimaler Befensterung zur Reduzierung der Energieverluste, liegt auf der Nordseite. Die zonierte Grundrißstruktur, mit konsequenter Südorientierung, ermöglicht in Verbindung mit der Niedrigenergiebauweise eine sehr günstige Energiebilanz. Die Tragstruktur des Gebäudes ist auf eine möglichst flexible Raumanordnung ausgerichtet. Sämtliche quer zur Längsachse stehenden Innenwände sind nichttragend und somit den individuellen Wünschen folgend in der Anordnung frei wählbar. Das additive Grundrißschema, in Verbindung mit einer flexiblen städtebaulichen Struktur, ermöglichte eine bedarfs- und nutzergerechte Realisierung. Als kleinste Einheit gibt es das sogenannte Starterhaus, für kleine Familien mit 3 Zimmern und ca. 76 m2 Wohnfläche. Das Sonnenhaus, als häufigst nachgefragter Typ, ist ein großzügiges 4-Zimmer Haus mit ca. 100 m2 Wohnfläche. Für große Familien gibt es noch das sogenannte Terrassenhaus, als 3-geschossigen Stadthaustyp, mit rund 120 m2 Wohnfläche und attraktiver Dachterrasse. Bereits innerhalb einer Hausgruppe, mit 4 verschiedenen Wohneinheiten, läßt sich somit ein breites Spektrum verschiedener Bewohnerstrukturen erreichen.

Bauweise

Entsprechend der Haustypologie, mit tragenden Außen- und Mittelwänden, wurde eine Massivbauweise gewählt. Die Systembauweise mit Kalksandstein ermöglicht minimierte Wanddicken (11,5cm innen bzw 17,5cm außen) bei maximaler Wohnflächen- ausnutzung. Das elementierte additive  Grundrißschema ist Grundlage für eine typisierte Gebäudekonstruktion mit Fertigteilverwendung. Sämtliche Dachterrassen sind als homogene Dickholzplatten in einem Stück ausgeführt. Die Geschoßdecken sind als Filigrandecken vorgefertigt. Die nordseitigen Nebengebäude können ebenfalls werkseitig vorfabriziert werden. Ein 16cm starkes Wärmedämmverbundsystem mit Putzoberfläche ermöglicht trotz begrenztem Budget Niedrigenergiestandard. Einzelne farbig abgesetzte Holzbauteile an den Turmhäusern und Vorbauten kontrastieren, in Verbindung mit den beweglichen Holzklappläden, die ruhigen weißen Putzflächen. Die Dachkonstruktion besteht aus vorgefertigten kostengünstigen Nagelplattenbindern mit oberseitiger Blecheindeckung auf Holzschalung. Die unterseitige Verkleidung läßt die Dächer als von der Fassade abgesetzte schwebende Scheiben erscheinen. Sämtliche Materialien sind in ihrer natürlichen Textur eingesetzt. Trotz des begrenzten Budgets erfolgte eine qualitätvolle Materialwahl mit hoher Nachhaltigkeit. Durch die klare Grundrißstruktur und angestrebte Systematisierung werden Bauwerkskosten von deutlich unter DM 2000/m2 Wohnfläche (brutto inkl. Keller!) erzielt.

Energie

Sämtliche Gebäude sind über das vorhandene BHKW mittels Nahwärmeversorgungsleitungen zentral angebunden. Die optimierte Grundrißstruktur ermöglicht, in Verbindung mit der Niedrigenergiebauweise, einen Jahresenergiebedarf von nur ca 60 - 70 kWh/m2 pro Jahr. Dies bedeutet, im Vergleich zu einem konventionell gebauten Haus, eine Energieeinsparung um ca. ein Drittel. Die günstige Energiebilanz konnte ohne aufwendige technische Ausrüstung erreicht werden. In einem zweiten Bauabschnitt sollen nun als Zusatzmaßnahme typengleiche Häuser mit einer kontrollierten Wohnraumlüftung ausgestattet werden. Somit ist der Vergleich von Typen mit und ohne Wohnraumlüftung sowie unterschiedliches Nutzerverhalten hinsichtlich einer weiteren Energieeinsparung möglich.

EG

OG

DG

Fakten

Standort Dekan-Hirtreiter-Strasse 92224 Amberg
Typologie Neubau Wohnquartier
Bauherr Stadt Amberg
Wettbewerb 1. Preis, 1994
Status fertiggestellt 1999
Wohnfläche 3255 m2
BRI 19100 m3
Einheiten 32 WE
Bauweise Kalksandstein
Energiekonzept BHKW, Nahwärmeversorgung
Planung GAP, München
Freiflächen GAP, München
Fotografie Kaunat, Dittmann
Veröffentlichung Wohnmodelle Bayern, Callwey 5/2004 · "Umweltverträgliches Bauen" Oberste 2003 · Bauherrenpreis 2000 " engere Wahl" · Wettbewerbe Aktuell 11/1994